Sommer kann kommen Asphalt Festival geht in die nächste Runde

Früher, ja früher war der Sommer kulturell gesehen oft eine karge Angelegenheit. Abgesehen von ein paar Festivals und Open-Air-Konzerten gab es oft wochenlang: nichts. Das änderte sich schlagartig, als das Asphalt Festival 2012 auf den Plan trat.

 Theaterkollektiv Per.Vers.: "Gärten minus Zäune"

Theaterkollektiv Per.Vers.: "Gärten minus Zäune"

Foto: Ralf Puder


Seitdem ist alles anders im Sommer, in Düsseldorf. Die Festival-Leiter Christof Seeger-Zurmühlen und Bojan Vuletic haben dem knochentrockenen landeshauptstädtischen Kulturboden in Düsseldorf sozusagen einen Starkregen verpasst. Einen Starkregen aus Theater, Tanz, Musik, Literatur und bildender Kunst, denn das Asphalt beschränkt sich keinesfalls auf eine einzige Sparte, sondern schafft vielmehr eine interdisziplinäre Vernetzung. Verschiedene Kunstformen treffen und wirken aufeinander, so dass spannende künstlerische Synergien entstehen.

Auch 2018 gibt es wieder elf Tage und Nächte lang Programm. Zwischen dem 12. und 22. Juli schlägt das pulsierende Herz des Asphalt einmal mehr in Flingern-Süd, wo an der Ronsdorfer Straße die doppelte Festival-Zentrale bestehend aus Weltkunstzimmer und Alten Farbwerken ansässig sind. Darüber hinaus entdecken Seeger-Zurmühlen, Vuletic und ihr Team aber auch jedes Jahr neue — teils abseitige — Orte in der Stadt, die sie kulturell einnehmen. Die Auseinandersetzung mit urbanen Räumen, das Beleuchten des Verhältnisses zwischen Mensch und Stadt — beides gehört seit jeher zum Konzept des hochsommerlichen Veranstaltungsreigens.

Nicht weniger als 50 Veranstaltungen stehen in diesem Jahr auf dem Spielplan. Den größten Namen kennt man weniger aus dem Feuilleton und mehr aus dem Politikteil der Zeitungen: Pussy Riot. Das Moskauer Protestkunst-Kollektiv liefert am 14. Juli und damit am Tag vor dem Finale der Fußball-WM in Russland, seinen ganz persönlichen Kommentar zum FIFA-Spektakel in ihrer Heimat. Sie tun das mit einer rasenden Mischung aus Konzert, Videodokumentation, Theaterperformance und Lesung, die das Weltkunstzimmer, so viel ist sicher, ziemlich durchschütteln wird.

Nicht weniger politisch geht es am 13. und 14.7. in den Alten Farbwerken zu, wo syrische Theatermacher zu Gast sein werden. "While I was waiting" ist das Bühnenstück von Mohammad Al Attar (Text) und Omar Abusaada (Regie) überschrieben. Erzählt wird die Geschichte eines jungen Mannes, Taim, der in Damaskus unter mysteriösen Umständen zusammengeschlagen wird und daraufhin ins Koma fällt. In dieser Grauzone zwischen Leben und Tod beobachtet er über den Zeitraum eines Jahres die Veränderungen in seinem Umfeld. "Ein subtil erschütterndes Stück", befand die New York Times. Die multimediale Inszenierung der beiden syrischen Theatermacher bewegt sich an der Schnittstelle zwischen Dokumentation und Fiktion und übt nicht zuletzt scharfe Kritik am Assad-Regime. Kein Wunder also, dass die Arbeiten der beiden Künstler in Syrien nicht zur Aufführung kommen!

Gleich sechs Termine sind für die jüngste Produktion des Theaterkollektivs Per.Vers. angesetzt. Die Düsseldorfer Gruppe untersucht in "Garten minus Zäune" das Verhältnis vom Stadtmensch zur Natur. Gemeinsam mit den Zuschauern unternehmen die Theatermacher per Bus und zu Fuß eine Expedition zu den grünen Oasen der Stadt — privaten Dachterrassen, verborgenen Winkeln des Wildwuchses, Grün- und Gartenanlagen, Blumenwelten von faszinierender Schönheit und sterbenden Wiesen. Sämtliche Vorstellungen sind bereits seit Wochen ausverkauft. Die Produktion wird allerdings im Rahmen des düsseldorf festivals im Herbst erneut zu sehen sein.

Bis der da ist, gilt es allerdings den Sommer zu genießen. Und wo ginge das besser als im lässigen Festival-Biergarten, dem sogenannten Asphalt Paradies im Weltkunstzimmer? Dort kann man bei einer Wurst vom Grill und einem kühlen Getränk das Erlebte noch einmal Revue passieren lassen — in Gesprächen und Begegnungen. Oder den Nachtkonzerten lauschen, die fast täglich zwischen 20 und 22:30 Uhr starten und stets eintrittsfrei zu besuchen sind. Es gilt also, noch mal eine große Dosis Kultur aufzusaugen. Denn wenn das Festival am 22. Juli vorbei ist, beginnt sie wirklich, die große kulturelle Dürre.

12.-22.7. diverse Spielorte, Düsseldorf

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