Bundestagswahl 2017: Auf welche Prognose ist Verlass?

Wenn Sie sich jetzt sofort nach den aktuellen Wahlprognosen erkundigen, sind diese quasi schon nicht mehr aktuell.

Der (Sonn-)Tag der Wahrheit (zur Erinnerung: der 24. September) rückt unaufhaltsam näher und ganz Deutschland rätselt und prognostiziert, wer nach der Bundestagswahl 2017 ins Parlament einziehen darf. Selbst bei Online-Wettanbietern finden sich Prognosen zur bevorstehenden Wahl. Interwetten beispielsweise wertete die Tipps der Kunden aus und erstellte auf dieser Basis eine eigene Vorhersage für Sonntag. Demnach würde die CDU/CSU auf 38,6 %, SPD auf 24,4 %, die Links auf 9,8 % und AfD auf 10,1 % AfD kommen. Aber wie vertrauenswürdig sind solche Zahlen überhaupt?

Hierzulande arbeiten sieben verschiedene (sowohl akademische als auch kommerzielle) Meinungsforschungsinstitute als "Wahl-Orakel" — namentlich sind das Infratest, die Forschungsgruppe Wahlen, Forsa, das IfD Allensbach, Emnid, GMS und Insa. So wie die antretenden Parteien schon früh mit dem Wahlkampf beginnen, werden auch diese Institute schon Monate vor dem Wahltag aktiv. Dabei arbeiten sie meist im Auftrag von TV- und Printmedien. Das erklärt auch, weshalb immer leicht unterschiedliche Prognosen kursieren, denn die Erhebungsmethoden, Zeiträume und Befragtengruppen unterscheiden sich je nach Institut und Kundenvorgaben. Bei der letzten Bundestagswahl vor vier Jahren erwies sich Forsa mit nur 4,7 Prozentpunkten Abweichung zwei Tage vor der Wahl als am verlässlichsten.

Das Institut mit dem vollständigen Titel "Forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH" geht bei seiner Arbeit ganz ähnlich vor wie die Konkurrenz: In persönlichen Gesprächen, per Telefoninterview, online oder postalisch wird zufällig ausgewählten Personen die sogenannte "Sonntagsfrage" ("Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, welche Partei würden Sie dann wählen?") gestellt und die Antworten anonymisiert. Ziel ist es, die aktuelle "Stimmungslage der deutschen Bevölkerung" zu ermitteln. Solch eine Umfrage gilt als repräsentativ, wenn mindestens 1.000 Menschen befragt wurden, deren Zusammensetzung hinsichtlich Geschlecht und sozialer Herkunft der Gesamtbevölkerung der Bundesrepublik entspricht. An Forsas wöchentlich erscheinenden Umfragen nehmen in einem Zeitraum von 3 bis 4 Tagen jeweils etwa 2.500 Personen teil.

Jedoch sind diese Zahlen schon nicht mehr aktuell. Nicht umsonst werden sie auch als "Wahltendenzen aus der Vergangenheit" bezeichnet. Doch das ist nicht der einzige Grund, denn Wahlprognosen stehen im Allgemeinen zunehmend in der Kritik, methodisch veraltet zu sein. Ein Argument dafür ist, dass die Telefoninterviews nur Festnetznummern berücksichtigen und somit vor allem die jugendliche Wählerschaft mit Smartphone nicht ausreichend erreicht würde. Deshalb zweifeln immer mehr an der Aussagekraft und zuweilen sogar an der Unparteilichkeit solcher Prognosen, obgleich sich bisherige Anschuldigungen wegen vorsätzlicher Wahlbeeinflussung nicht bewahrheitet haben.

Die ernüchternde Antwort für alle, die am liebsten schon lange vor Sonntag Gewissheit hätten: Es bleibt einem letztendlich nichts anderes übrig, als bis zum Wahltag abzuwarten. Damit ist aber nicht gemeint, dass man ausharren muss, bis der letzte Stimmzettel abgezählt ist. Denn hier kommen die Hochrechnungen ins Spiel. Um diese zu ermöglichen, identifizieren die genannten Forschungsinstitute schon lange im Voraus in allen 16 Bundesländern diejenigen Wahllokale, deren Resultate der letzten Wahl besonders nah am Endergebnis waren. Am Wahltag werden dann in großer Zahl Mitarbeiter ausgesendet, die zufällige Wähler vor Ort nach ihrer Wahl befragen — natürlich vollkommen freiwillig und anonym. Die Prognose, die daraufhin um Punkt 18 Uhr nach Schließung der Wahllokale erscheint, spiegelt erfahrungsgemäß das letztendliche Ergebnis sehr verlässlich wider.

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