"Bis das Opfer überzeugt ist!"

In den vergangenen Wochen sind wieder verstärkt so genannte "Trickbetrüger im Stadtgebiet unterwegs. Neueste Variante: Anrufer geben sich bei den Opfern als Kriminalbeamte aus, die im Verlauf von Telefonaten u. a. Vermögensverhältnisse und Verwahrorte von Schmuck und Bargeld in der Wohnung erfragen.

 Kriminalbeamter Lutz Türk bei einem Vortrag vor älteren Menschen - „Die Opfer sind vorwiegend aus dem Seniorenbereich.“

Kriminalbeamter Lutz Türk bei einem Vortrag vor älteren Menschen - „Die Opfer sind vorwiegend aus dem Seniorenbereich.“

Foto: Andreas Endermann

Kriminalhauptkommissar Lutz Türk ist im Opferschutz und der Kriminalprävention tätig. Er klärt im Interview über die Masche der Betrüger auf und erklärt wie man sich davor schützt.

Betrügereien wie der "Enkeltrick" stehen konstant im Fokus. Haben Sie Zahlen und Angaben über bevorzugte Opfer?
Für Düsseldorf habe ich aktuell nur die Zahlen von 2015 vorliegen. Da waren es 213 bekannt gewordene Taten. Es dürfte jedoch eine Unzahl mehr an Tat-Versuchten geben, denn wer geht schon zur Polizei, wenn er angerufen wurde, aber nicht drauf reingefallen ist. Von den 213 wiederum waren 194 Versuche und nur 19 Vollendungen mit einer Gesamtschadensumme 427400 Euro. Mit den Zahlen befasse ich mich allerdings nur am Rande. Die Opfer sind vorwiegend Senioren. Grundsätzlich kann aber gesagt werden, dass die Zahlen nicht steigen. Was steigt, ist die mediale Präsenz. Auch das Anzeigeverhalten verbessert sich.

Warum ?
Gerade der Enkeltrick war doch mit großer Scham behaftet und wurde selten angezeigt, was auch heute noch in gewissem aber eben zurück gehendem Maße zutreffen dürfte. Allerdings steigen gleichzeitig die Schadenssummen. In der Anfangszeit ging es um einige Tausend Euros, heute haben wir regelmäßig fünfstellige, nicht selten sechsstellige Summen.

Was genau versteht man unter dem "Enkeltrick"?
Am Telefon wird ein Bekanntschafts- oder Verwandtschaftsverhältnis, nicht zwangsläufig der Enkel, sondern auch Neffe oder Arbeitskollege vorgetäuscht. Das geschieht nicht selten in zwei oder drei Telefonaten. Durchaus auch an mehrere Tagen. Solange, bis das Opfer absolut überzeugt ist.

Wovon?
Dass der Anrufer in einer finanziellen "Notlage" ist. Reine Täuschung: Krankenhauskosten im Ausland müssten bezahlt werden, sonst käme man hier nicht weg. Auch könne man eine super günstige Wohnung bekommen, endlich in der Nähe der Oma wohnen. Und es wird eben um Geld gebeten.

Und dann?
Einen Abholtermin kann der "Enkel" dann aber nicht selber wahrnehmen, weil es so dringend sei, sondern er schickt einen Freund vorbei. Und damit das Geld nicht in falsche Hände gerät, vereinbart man am Telefon ein Kennwort, das ja jetzt nur Enkel, Oma sowie der abholende Freund kennen würden...

Gibt es ähnliche betrügerische Vorgehensweisen?
Man unterscheidet zwischen Trickdiebstahl in der Wohnung und Trickbetrug an der Wohnungstür. Der Enkeltrick gehört zur letzteren Kategorie, weil es immer darum geht, an der Tür Bargeld übergeben zu bekommen. Keine Masche ist so perfide und wird so kontinuierlich durchgezogen. Es gibt eine regelrechte Mafia, die ein Vermögen damit verdient hat und auf üppigstem Fuß lebt.

Ein Beispiel für Trickdiebstahl in der Wohnung?
Man begehrt unter einem Vorwand, einer Geschichte, Einlass in die Wohnung, lässt die Tür einen Spalt offen, und ein zweiter Täter kann unbemerkt rein und klauen. Oder man ist Alleintäter und schickt das Opfer in einen anderen Raum: "Kann ich bitte ein Glas Wasser aus der Küche haben" oder "Drehen Sie immer, wenn ich rufe, heißes oder kaltes Wasser an der Badewanne auf und ich überprüfe dann die Wasserleitung hier in der Küche."

Wie kann man sich wehren bzw. wappnen?
Übergeben Sie niemals Bargeld an der Tür in fremde Hände. Nichts kann so dringend sein, dass man es nicht erst ordentlich überprüfen kann. Zum Enkeltrick speziell: Rufen Sie spätestens, wenn um Geld gebeten wird, Ihren "Enkel" doch einmal unter der Ihnen bekannten Telefon-Nummer an und fragen nach. Und sollte es so sein, dann nur Geld an den Enkel persönlich, denn auch der Geldabholer könnte schwach werden.

Und grundsätzlich?
Keinen Fremden in die Wohnung lassen. Niemand muss in die Wohnung gelassen werden, auch nicht die Polizei! Zur leichteren Umsetzung sollte unbedingt eine technische Sicherung an der Tür angebracht werden. Wir empfehlen das Kastenbügelschloss. Das ist die konsequente Weiterentwicklung der guten alten Sperrkette, leicht in der Handhabung und von außen auch schließbar. Bitte beachten: Die Montage solcher Sicherungseinrichtungen erfordert die Zustimmung des Vermieters. Wenn eine Sperrkette bereits vorhanden ist — okay. Aber dann auch vorlegen, wenn es klingelt. Wichtig: Diese Täter wenden keine Gewalt an. Sie gehen wieder, wenn sie nicht zum Erfolg kommen — zur nächsten Wohnung.

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