Besuch bei Vibravoid: Im Springen die Zähne putzen

Die Düsseldorfer Band "Vibravoid" macht sich seit mehr als 25 Jahren europaweit eine Namen als psychedelische Rock-Interpreten. Sänger, Gitarrist und Gründungsmitglied Christian Koch kann gar nicht anders...

 „Vibravoid“-Mitglieder Dario Treese, Frank Matenaar und Christian Koch (v. l.): „Im Jahr 1970 hörte die Musik auf und ist gestorben...“

„Vibravoid“-Mitglieder Dario Treese, Frank Matenaar und Christian Koch (v. l.): „Im Jahr 1970 hörte die Musik auf und ist gestorben...“

Foto: Maleika

"Ich sehe unsere Musik als Lebensaufgabe, das Bestreben, ein künstlerisches Niveau zu halten. Für andere Dinge habe ich gar keine Zeit." Koch ist Jahrgang 1970. Für ihn ein einprägsames Jahr. "Zu diesem Zeitpunkt hörte die Musik auf und ist gestorben". Alles, was danach kam, sei schon vorher da gewesen, wurde nur viel schlechter. Nicht die einzige Grundüberzeugung, die der Vollblutmusiker mit den prägnanten Koteletten pflegt.

1990 ist es mit Vibravoid losgegangen, "im Laufe des Jahrzehnts immer ernsthafter geworden", erzählt Koch. In seiner Oberbilker Wohnung, die den Charme von Flower Power und Swinging Sixties versprüht, präsentiert Koch die Ergebnisse musikalischer aber auch stilistischer Überzeugungstäter - in Form von Vinyl-Schallplatten! Koch spricht auch deshalb von "Pop-Musik".

2000 erscheint das erste Album der Band. Konsequenterweise nennen sie es "2001". Koch: "Unser Überlegung war, die Aktualität der Platte über drei Jahre zu strecken. Im Jahr 2000 ist es Zukunft, 2001 aktuell und 2002 erst ein Jahr zurück. Er lacht: "Ich glaube, das hat funktioniert!" Als wahre Einzelkämpfer veröffentlichen Vibravoid bis 2015 hartnäckig über 50 Vinyl-LPs, in einer Zeit, in der den Tonträgern längst das Totenglöckchen zu läuten scheint. Diese enthalten insgesamt rund 150 Tracks, darunter Live-Mitschnitte, Singles aber auch für die Musikrichtung typische 20-Minuten-Stücke.

Doch es sind nicht einfach nur Schallplatten, die die Band in den ganz wenigen verbliebenen Presswerken nach dem Niedergang der LP produzieren lassen. Es sind aufwändige Editionen: Von farbigem Vinyl, aufwendigen Verpackungen mit Optik-Effekten oder von innen nach außen spielendem Platten fährt Vibravoid nur die großen Geschütze auf, um die Schallplatte am Leben zu erhalten. Würde man sich mitten hinein setzen zwischen die Scheiben in Rot, Blau, Gelb, marmoriertem Grün oder mit Spiral-Effekt-Muster - vermutlich wäre man einem LSD-Trip sehr nahe.

Vibravoid ist vor allem auch eine Live-Band. Koch spielt mit dem Enthusiasmus, der Hingabe seiner Musiker zum Genre. Er schmunzelt: "Unser Schlagzeuger Dario Treese bekommt im normalen Leben kaum 'ne Chipstüte auf, aber wenn er trommelt, ist er ganz fantastisch." Im Laufe der Zeit ist man durch ganz Europa getourt. Italien, Spanien, England, Skandinavien. "Wir haben sogar eine Tour nur auf Kreta gespielt."

Mit der Heimatstadt fremdelt man ein wenig, wie es zuvor schon einige Künstler aus Düsseldorf getan haben. "Hier sitzen zu viele Leute an den Kultur-Schalthebeln, die es nicht können", kritisiert Koch. "Da hat sich so eine Art monokulturelle Interessengemeinschaft gebildet." Fakt sei jedenfalls: "Würde ich für meine Band neue Musiker suchen, n Düsseldorf fände ich sie kaum!"

Zum Abschluss wählt Koch eine Geschichte von Pink Floyd-Mastermind Syd Barrett aus, die ein wenig unterstreicht, wie der Vibravoid-Sänger tickt. Barrett war der kreative Kopf der englischen Superband in deren Anfangs-Jahren. Koch sieht in ihm den wahren Künstler, der den Fallstricken der Kommerzialität des Musik-Geschäfts aber auch den Ego-Trips der Branche entsagte. Barrett schied 1968 mit psychischen Erkrankungen bei Pink Floyd aus. Irgendwann danach, so Koch, tauchte er im Studio der Band auf und stellte sich hinter eine Zahnbürste. Dann sprang er vor der Bürste hoch und runter. Koch: "Das Beeindruckende war, Barrett hielt die Zahnbüste starr waagerecht vor sich und putzte sich mittels seiner Sprünge das Gebiss. Das ist wahre Kunst!"

Wahrscheinlich hätte Syd Barrett auch an Vibravoid seine Freude gehabt...

(City Anzeigenblatt Duesseldorf)
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