Auf großer Rheinfahrt Hermann Rheindorf findet seit Jahrzehnten Filmschnipsel über den Strom

Hermann Rheindorf sucht seit zwanzig Jahren nach alten Filmschnipseln, mit denen er Geschichten vom Rhein erzählen kann. Jetzt erscheint die dritte DVD.

 Sehnsuchtsort von Deutschen und Gästen aus aller Welt seit Jahrzehnten: Der Rhein, hier in der Nähe des Drachenfelses.

Sehnsuchtsort von Deutschen und Gästen aus aller Welt seit Jahrzehnten: Der Rhein, hier in der Nähe des Drachenfelses.

Foto: Die Große Rheinfahrt

ben, im 5. Geschoss des Schloss turms, der Laterne, redet ein ganz in Schwarz gekleideter Typ, Marke gut aussehender Schauspieler, über seine Passion: Historische Filmaufnahmen, während sich unten gerade ein Frachtschiff an der Rheinuferpromenade vorbei schiebt. Ein perfekter Ort. Hermann Rheindorf („das ist kein Künstlername!“) arbeitete in Köln als Journalist, entdeckte eines Tages, dass die Geschichte der Region nicht nur ihn fasziniert, vor allem, wenn sie in bewegten Bildern daherkommt, und entschied sich, die Suche nach historischem Zelluloid aus dem Rheinland zu seinem Beruf zu machen. Gerade legt er die dritte DVD seiner Serie „Die Große Rheinfahrt“ vor. Diesmal dreht sich die Filmspule um die Zeit zwischen 1925 und 1986, sechs Jahrzehnte, die ein Mensch so am Strom erlebt haben könnte, und die mit so vielen Veränderungen verbunden war.

 Hermann Rheindorf

Hermann Rheindorf

Begonnen hat die Sucht nach alten Aufnahmen für Hermann Rheindorf mit seiner Liebe zu Köln. „Aber nirgendwo sind Filme systematisch zusammengetragen worden.“ Also nahm er Wochenschauen unter die Lupe, schrieb die Archive der Welt an und ermunterte Privatpersonen, in Kellern und auf Dachböden nachzuforschen. Zupass kam ihm dabei, dass das Rheinland im 20. Jahrhundert wiederholt besetzt worden war, „und die Angehörigen der Truppen stets wissen wollten: Wie geht’s denen denn?“

Wenn die Kontakte mit den Rechte-Inhabern dann zustande kamen, erkundigte sich Rheindorf nach der Möglichkeit, die Aufnahmen zu digitalisieren. Bild für Bild wird dann gescannt, ein aufwendiger Prozess. „Doch nach zwanzig Jahren wissen wir, wie’s geht.“ Das kann niemand bezweifeln, der einmal eine DVD von ihm gesehen hat, denn die Qualität ist frappierend.

Was ist auf der Großen Rheinfahrt Nummer 3 zu sehen? „Wir besuchen die verschiedenen Orte in unterschiedlichen Epochen des 20. Jahrhunderts und wagen Zeitsprünge von etwa 60 Jahren. Wir erleben Düsseldorfs Geburtsstunde als Deutschlands Modestadt 1949, klettern 1930 auf die Spitzen des Kölner Doms, besuchen die Bundeshauptstadt Bonn in den 1960ern. Wir erklimmen den Drachenfels, trotzen mit den Lotsen von St. Goar den Stromschnellen und Eisschollen an der Loreley und tanzen in den 70ern am Mainzer Dom.“

Was hat ihn bei dieser Recherche am meisten berührt? „Die Fischer, die noch bis vor wenigen Jahrzehnten dieses biblische Handwerk ausübten, zum Beispiel in Oberkassel.“ Zweimal in der Woche gab’s Lachs, selbst gefangen, „das ist heute ganz unfassbar.“

Hermann Rheindorf sieht seine Arbeit vor allem als Kulturleistung. Sicher, „der Schnitt von Filmen mit dem Computer ist eine einsame Angelegenheit, aber wenn ich etwa nach Unkel am Rhein komme, ist das Rathaus voll.“ Alte, Junge, Deutsche, Migranten - alle wollen wissen, woher wir kommen.

Hermann Rheindorf hat jetzt den Flow erreicht, seine Anekdoten sprudeln. „Das ist so faszinierend, das ufert immer aus“, gibt er zu. Auch das Treffen über dem Strom dauert schon länger als gedacht - aber der gelernte Politikwissenschaftler hebt gerade zu einem großen Liebeslied für den Rhein an. Das Wasser, die Fruchtbarkeit, das Umland sind für ihn „ein Segen, ein Gottesgeschenk“. Ein Geschenk, das die Mächtigen nie wahrgenommen hätten, sie wollten ihn immer nur besitzen, hielten sich aber die Bedeutung für die Menschen nie vor Augen. Das kann mit dieser DVD nun jeder nachholen.

l Klaus Schröder

(City Anzeigenblatt Duesseldorf)
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