Auf Dschungel-Tour durchs Auenland

Ein orangefarbener Blitz schießt ins Wasser, kurvt zurück in den Busch am Ufer, geht dann nach links ab. Vogel-Show vor beeindruckender Naturkulisse. Hier floss einst der Rhein...

 Einer der zahlreichen „Beobachtungsposten“ entlang des Urdenbacher Altrheins. Hier lässt sich mit etwas Glück auch ein Eisvogel beim Jagen zusehen.

Einer der zahlreichen „Beobachtungsposten“ entlang des Urdenbacher Altrheins. Hier lässt sich mit etwas Glück auch ein Eisvogel beim Jagen zusehen.

Foto: Nicole Gehring

Wenn der renaturierte Urdenbacher Altrhein der Dschungel ist, dann ist der Eisvogel so etwas wie sein König. "Man braucht schon etwas Glück, um ihn zu sehen", sagt Elke Loepke von der Biologischen Station in Haus Bürgel. Sie führt an diesem Nachmittag zusammen mit Robert Sturm, dem Projektleiter bei der Wiederherstellung der ursprünglichen Altrhein-Aue, eine 14-köpfige Gruppe über den "Naturinterpretationspfad" in der Urdenbacher Kämpe. Er führt über den ehemaligen Sommerdeich zwischen Urdenbach und dem heutigen Rheinlauf (siehe Kasten). Der Damm ist vor gut zwei Jahren an zwei Stellen geöffnet worden, inzwischen ist eine Ur-Landschaft entstanden.

Sturm kennt die Geschichte der Öko-Maßnahme im Düsseldorfer Süden. Erste Anstöße habe es schon Ende der 1980er Jahre gegeben. Doch erst 2006 wurde es ernst. "Eine Machbarkeitsstudie untersuchte rund sieben Varianten der Altrhein-Wiederbelebung unter Aspekten wie Umwelteinwirkung, Finanzierung und Naturerlebnis-Charakter", erzählt er. Man entschied sich für den Durchstoß des Sommerdeiches, einem bewährten Spazierweg zwischen Urdenbach und Hellerhof entlang der Bürgerler Wiesen, an zwei Stellen. Der Urdenbacher Altrhein sucht sich seinen Weg ins alte Bett (siehe Kasten). Seit April 2014 ist dieses neugewonnene Stück Natur auf rund 2,5 Kilometer Länge für jedermann erlebbar.

"Wir haben eine neue Struktur. Mehr Wasserpflanzen, Schilf, Röhricht, Schlamm- und Sandbänke - gleichsam eine gute Kinderstube für Jungfische", so Elke Loepke. Bedrohte Fischarten wie Steinbeißer, Schleie oder Rotauge siedeln sich an. Bei den gefiederten Bewohnern zählt neben dem Eisvogel der Nachtreiher zu einem der selteneren Gäste. Rotmilan und Pirol sind bereits gesehen oder gehört worden. Diese Sichtungen sind auch Ergebnisse eines wissenschaftlichen Monitorings: Nach der Umwandlung wird das Gebiet über zehn Jahre mit Hilfe der Biostation beobachtet. Robert Sturm: "Das geschieht unter bestimmten Parametern wie eben Anzahl und Art der Brutvögel, Fische und Libellen, Wasserpflanzen, Gewässer-Chemie." Finanziell ge-stemmt wird das von einer Arbeitsgemeinschaft, der unter anderem die Bezirksregierung, die Stadt und die NRW-Stiftung angehören - und von Spenden.

Elke Loepke und ein Team haben die Rückeroberung des Gebiets durch das Wasser mit einem Naherholungskonzept begleitet: "Auenblicke" heißt es. Beobachtungsbereiche mit Bänken, Hinweistafeln, Karten-Stelen und Hörerlebnisse prägen den Pfad. Im Vorfeld waren Anwohner zu Workshops eingeladen worden, Flyer und Informationen wurden verteilt. "Wir konnten doch diese Umwandlung nicht durchführen, ohne die Anwohner, die hier seit vielen Jahren Natur suchen, mitzunehmen. Wir können zehnmal sagen, es ist ein Naturschutzgebiet, für die Menschen hier ist es auch stets Erholungsbereich gewesen. In der Woche vermehrt für die Anwohner, am Wochenende auch für Menschen aus ganz Düsseldorf und dem Umland."

Eine von ihnen ist Silvia Grigo, die der geführten Gruppe angehört. "Ich will mal schauen, wie sich das Gebiet verändert hat, in dem ich seit vielen, vielen Jahren mit meinen Hunden spazieren gehe", sagt sie.< Aus dem Umstand, dass die NRW-Stiftung große Flächen der Überflutungszone gekauft und an Landwirte oder Pferdehalter verpachtet hat, ergeben sich aktuell kleinere Probleme. Elke Loepke erlärt: "Aufgrund der jüngeren länger anhaltenden Hochwasser- bzw. Starkregenphasen konnten die Bauern lange nicht mähen, das Heu ist für die Verfütterung teilweise qualitativ zu schlecht. Da kommen dann schon mal Pachtnachlässe ins Spiel."</p>

Auf den Bestand der malerischen Altrhein-Aue sollen sich etwaige Finanzlöcher nicht auswirken. "Wir bekommen viele positive Rückmeldungen aus der Bevölkerung", sagt Elke Loepke. Sie schaut in Richtung Gruppe, die einen Graureiher auf einen Baumstumpf fotografiert. "Gefällt ihnen die neue Wildnis?", fragt sie in die Runde. Alle nicken...

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