Gasleitung im Aaper Wald 159 Bäume weniger müssen weichen

Die Stadtverwaltung hat am Dienstagabend in der Aula der Joachim-Neander-Schule über die Erneuerung der Gasleitung im Aaper Wald informiert. Rund 200 Bürger beteiligten sich an der Informationsveranstaltung.

 Am beliebten Wanderweg Aaper Schneise verläuft unterirdisch die Ferngasleitung, die nun erneuert werden muss.

Am beliebten Wanderweg Aaper Schneise verläuft unterirdisch die Ferngasleitung, die nun erneuert werden muss.

Foto: Klaus Schröder

Für die Erneuerung einer Gasleitung durch den Aaper Wald müssen nur 499 Bäume gefällt werden. Das sind 159 weniger als zunächst angenommen. Das teilte Gründezernentin Helga Stulgies am Dienstagabend auf einer Bürgerinformation in der Rather Joachim-Neander-Schule mit. Ursprünglich sollten 650 Bäume gefällt werden. "Das ist ein gutes Ergebnis, wenngleich der Eingriff ein schmerzlicher bleibt", betonte Stulgies vor rund 200 Bürgern.

Trotzdem habe die Leitung eine hohe Bedeutung für die Stadt Düsseldorf. Sie versorgt 119.000 Anschlüsse. 75 Prozent des Gasbezugs und 80 Prozent des Wärmebedarfs werden über die Pipeline durch die Aaper Schneise gedeckt.

Durch den Aaper Wald verläuft auf einer Strecke von 2,6 Kilometer ein Teil einer 66,5 Kilometer langen Gasfernleitung zwischen Duisburg und Köln. Sie wird von Open Grid Europe betrieben und beliefert die Stadtwerke Düsseldorf. Die Pipeline gibt es bereits seit 1930 und ist sanierungsbedürftig.

Das Rechtsamt der Stadt hat die geplante Baumaßnahme juristisch überprüft. Demnach ist der Vertrag, den die Stadt 1930 geschlossen hat, weiterhin gültig. Dazu gehört die Lieferung des Erdgases und die Instandhaltung der Open Grid Europe. Es bestehe zudem kein rechtlich dringlicher Grund der Stadt, die Baumaßnahme nicht zu gestatten, zumal sie nicht entgegen des öffentlichen Interesses sei, erläuterte Ulrike Bell-Kirchhoff vom Rechtsamt. "Es ist kein nachhaltiger, nachteiliger Eingriff in den Aaper Wald zu befürchten."

 Doris Törkel (Gartenamt), Ulrike Bell-Kirchhoff (Rechtsamt), Helga Stulgies (Gründezernentin), Gregor Stanislowski (Planungsbüro Lange) und Michael Schaller (Ingenieurbüro Lindschulte + Kloppe) standen den Bürgern Rede und Antwort.

Doris Törkel (Gartenamt), Ulrike Bell-Kirchhoff (Rechtsamt), Helga Stulgies (Gründezernentin), Gregor Stanislowski (Planungsbüro Lange) und Michael Schaller (Ingenieurbüro Lindschulte + Kloppe) standen den Bürgern Rede und Antwort.

Foto: Patrick Jansen

Zusätzlich hat die Stadt durch das Ingenieurbüro Lindschulte und Kloppe zwei alternative Trassenführungen prüfen lassen. Grundsätzlich braucht die Maßnahme eine Breite von etwa 14 Metern. "Das setzt sich aus dem Leitungsgraben, der Baustraße und dem Arbeitsraum zusammen", erklärte Thomas Schaller von dem Ingenieurbüro.

Die erste Variante führt westlich um den Aaper Wald über den Boskampweg und die Reichswaldallee. An der Oberrather Straße und der Reichswaldallee müssten im Zuge der Arbeiten 50 Straßenbäume gefällt und die Reichswaldallee für die Bauzeit von einem Jahr komplett gesperrt werden. "Außerdem wollen wir eine Gasleitung nicht an Wohnbebauung heranbauen", sagte Schaller.

Die zweite Variante würde östlich des Aaper Waldes 4,7 Kilometer - und damit doppelt so lang - entlangführen. Dort müssten sogar noch mehr Bäume gefällt werden. Bei einer neuen Trassenführung müsste Open Grid Europe zusätzlich die alte Leitung ausgraben oder das Rohr verfüllen.

Doris Törkel vom Gartenamt versicherte, dass die gerodete Waldfläche (0,5 Prozent des Holzbestands im Aaper Wald) entlang der Gasleitung wieder aufgeforstet werde. Dabei handele es sich um 1000 Bäume. Zusätzlich soll auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Gruitersaap eine Waldfläche von 1,5 Hektar (7500 Bäume) entstehen.

 Rund 200 Bürger waren am Dienstagabend in die Aula der Joachim-Neander-Schule gekommen.

Rund 200 Bürger waren am Dienstagabend in die Aula der Joachim-Neander-Schule gekommen.

Foto: Patrick Jansen

Sehr sachlich diskutierten die anwesenden Bürger anschließend mit den Vertretern der Stadtverwaltung und den Planern, moderiert von WDR-Moderator Thomas Heyer.

Anwohnerin und Diplom-Ingenieurin fragte beispielsweise, ob Verfahren geprüft wurden, die ohne das Aufreißen des Bodens auskämen, so genannte Mikrotunneling-Verfahren. "Die Bauzeit würde noch länger dauern", antwortete Gregor Stanislowski vom Planungsbüro Lange. "Hier soll eine DN700er Leitung durch den Wald führen. Mikrotunneling-Verfahren sind nur bis 500er-Leitungen möglich", ergänzte Thomas Schaller.

Auch Peter Ehlen, der Projektleiter von Open Grid Europe, äußerte sich zu möglichen Alternativen. "Da im Aaper Wald während des zweiten Weltkrieges viele Kampfhandlungen stattfanden, müssen wir auch mit verbliebenen Kampfmitteln im Boden rechnen", sagte Ehlen. Daher sei es sicherer für die Arbeiter, den Boden für die Baumaßnahmen zu öffnen.

Der Rechtsanwalt Hermann-Josef Piepenbrock, der sich auch für den Erhalt der Düsseldorfer Gaslaternen einsetzt, kämpft gleichzeitig gegen die Gasleitung durch den Aaper Wald, was zu einigem Unverständnis im Plenum führte. Er schlug vor, den Vertrag seitens der Stadt zu kündigen, um alle 499 Bäume zu retten.

Marcus Münter aus der Bezirksvertretung 6 lobte indes die Informationsveranstaltung. "Im Umweltausschuss hat man die Einwände der Menschen aus Rath nicht so ernst genommen wie heute hier", sagte der CDU-Politiker.

Die Baumschutzgruppe Düsseldorf und auch die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald meldeten Bedenken an. "Was passiert mit dem Wald, wenn ein nächster Sturm wie Ela kommt?", fragte Andrea Vogelgesang von der Baumschutzgruppe. "Wir machen den Wald durch die Aufforstung sogar noch stabiler", entgegnete Doris Törkel. "Ich bin entsetzt, was hier geplant ist", sagte Waldpädagoge Franz-Rudolf Schnurbusch und Träger des Umweltpreises der Stadt Düsseldorf 2001.

Helga Stulgies nahm die vielen Bedenken und Anregungen ernst. "Ich bedaure, dass die Bürgerinformation erst so spät gekommen ist", sagte die Beigeordnete. "Wir müssen für die Stadt entscheiden, stehen aber auch in der Pflicht unseren Vertrag zu erfüllen", sagte sie.

Die Baumaßnahmen sollen im Zeitraum außerhalb der Heizperiode, also zwischen April und Oktober vorgenommen werden.

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